Das Adrar Temar (übersetzt Bergland Temar) ist ein riesiges Felsplateau in mitten der mauretanischen Sahara. Es hat eine lange Geschichte, da es auf den Karawanenrouten liegt, die früher den Handel Schwarzafrikas mit Europa ermöglichten. In Chingetti siedelten sich schon vor vielen hundert Jahren muslimische Gelehrte an und die Stadt wurde zur siebtheiligsten des Islam ernannt. Noch heute gibt es wertvolle Bibliotheken voller uralter Schriftstücke dort zu sehen. Die Stadt ist UNESCO-Welterbe. Uns interessiert mehr die Wüste mit ihrer Leere und ihrer Weite und die Oasen, Zentrum des Lebens in einer lebensfeindlichen Umgebung. Und weil es gar so leer und lebensfeindlich ist, haben wir uns mit Toni und Robert zusammen auf den Weg gemacht. Wir haben mehrere Touren unternommen, teilweise sind wir an den selben Stellen mehrmals vorbeigekommen. Das ist eine Marotte von uns. Erstens ist es an vielen Plätzen sehr schön. Zweitens brauchen wir für alles mehr Zeit. Erstaunlich war, wie sehr das Klima (Wind, Klarheit der Atmosphäre, Temperatur) die Anmutung der Orte beeinflusste. Atar, die Hauptstadt der Provinz Adrar Temar, ist ein bisschen anstrengend für uns. Das liegt daran, dass bis vor einigen Jahren hier Charterflüge aus Frankreich jede Woche eine Anzahl von Abenteuer-Pauschal-Touristen einflogen. Das führte zu einer kleinen, aber feinen touristischen Infrastruktur. Dieser Tourismus ist komplett zum Erliegen gekommen. Der Flughafen in Atar wird nur noch militärisch genutzt. Die vielen Einheimischen, die vorher Geld mit dem Tourismus verdienen konnten, müssen jetzt wieder auf traditionelle Weise ihren Lebensunterhalt beschaffen. Da gibt es nicht viel. Ziegen, Schafe, Kamele, Datteln und Karotten. Wenn dann einmal ein Tourist in Atar aufkreuzt, ist er Mittelpunkt aller möglichen Hilfs-, Umtausch- und sonstiger Angebote. Nichts desto trotz ist Atar der Platz, um alle Vorräte aufzufüllen, um für längere Zeit in die Wüste zu fahren.
So wie wir: Zuerst ging es über einen sehr steinigen Pass auf das Plateau des Adrar hinauf. Der Pass heißt Amogjar und war für sehr lange Zeit die Lebensader, die die beiden Orte Chingetti und Ouadane mit Atar und dem Rest der Welt verband. Mittlerweile gibt es eine ordentliche Abkürzung, die man zur Not auch mit dem 190 d fahren kann. Hier gehts zum Amogjar.Erst im Tal entlang durchs trockene Flussbett (Qued) Die Auffahrt zur Passhöhe ist sehr steinig. Diese Straße wird nicht mehr so oft benutzt. Wir überqueren das Felsplateau und kommen auf der Südseite durch ein sandiges Flussbett (Batha) und umfahren Ez Zarga, ein felsiger Bergrücken wie das zerbrochene Rückgrat eines riesigen Drachen, mitten im Dünenfeld. Nächstes Ziel ist der Aeoulloul. Ein sehr alter Meteoritenkrater mit ein paar hundert Metern Durchmesser. Dort übernachten wir. Am nächsten Morgen fahren wir zurück und überqueren Ez Zarga auf einem kleinen sandigen Pass.
Auf der anderen Seite von Zarga durchfahren wir unser erstes größeres Dünenfeld.Luft ablassen und dann ab in die Dünen. Wir wollen zurück ins Batha, ins trockene Flussbett, welches uns nach Chingetti und weiter nach Ouadane führt. Toni, der Erfahrenste von uns, mit zig tausend Wüstenkilometern lässt uns vorfahren. „Wenn du dich fest fährst, ziehe ich dich mit der Winde raus! Außerdem lernst du´s beim Vorausfahren am besten.“ Wenn Toni sich auch festgefahren hat, dürfen wir uns selbst ausbuddeln. Das klappt ganz gut, im Gegensatz zum Dünenfahren. Das Fahren auf den Dünen müssen wir erst lernen. Was wir schon können, ist schwierige Dünenpassagen vorher abgehen oder das Auto hinterher ausgraben. 🙂 Der Syncro ist nicht ideal für weichen Sand. Zu wenig Leistung, zu kleine Räder und kein permanenter Allrad! Aber es geht. Der Fahrer ist bei weitem die wichtigste Komponente im System und da können wir uns stark verbessern. Was uns hilft, alles ganz langsam machen. Ruhe bewahren und die Übersicht. Und natürlich Toni, der uns ohne mit der Wimper zu zucken, zig mal wieder herauszieht. Wenn wir uns zu oft festfahren und dadurch gestresst sind, fährt Toni voraus. Hier ein paar Bilder von der Strecke Chingetti nach Ouadane. Hauptsächlich durch Kamelgrasfelder und Dünen. In Ouadane füllen wir unsere Tanks auf und sind Mittelpunkt der ganzen Stadt. Weiter geht es durch das trockene Flussbett zum Guelb er Richat, dem Auge Afrikas. Diese Felsformation ist ein riesiger Erosionskrater mit über 80 km Durchmesser mitten im Adrar Temar. Dieser Krater ist so groß, dass wenn man auf seinem Rand steht, die Krümmung des Außenrings und der Innenringe nur erahnen kann. Zumal es heute diesig ist. Wer will, kann sich das Guelb er Richat auf Google Earth ansehen. Es ist gigantisch! Wir fahren nach der Durchquerung des sehr weichen Flussbettes und einer kleinen Pause unter einer Akazie auf den felsigen Rand des Kraters hoch und Staunen. Extrem steinige Anfahrt zum Kraterrand Das Fahren im Guelb er Richat ist nicht sehr spektakulär. Es ist flach und leer. Wir durchqueren das gesamte Guelb und fahren auf der anderen Seite hinauf. Es geht eine Weile auf den rumpeligen Steinen entlang. Es ist sehr heiß, die dunklen Steine speichern die Hitze enorm. Viele Stunden später geht es den ebenfalls sehr steinigen Pass (Toni nennt ihn den Steinbeißerpass) hinunter in ein weites Tal und an dem Dörfchen El Beyyed vorbei. Wir fahren zurück am Nordrand des Adrar. Hier erleben wir die stürmischste und gleichzeitig heißestes Nacht in der Wüste. Die Temperatur war morgens um 5 Uhr immer noch über 30 Grad. Toni in seinem Dachzelt hat kein Auge zugemacht. Wir haben Dank unserer Blechkiste doch etwas schlafen können. Wir sind früh raus und dann die 250 km zurück nach Atar in schnellen zwei Tagen gefahren dank der Sebkha Chemcham (ausgetrockneter Salzsee, topfeben 90 kmh). Leider gibt es von diesem Teil der Reise von uns keine Bilder, da unsere Kamera Sand gefressen hat. Der starke Wind mit seiner ewigen Staubladung erreicht jeden Spalt und jede Ritze. Wir haben die Kamera mittlerweile zerlegt und gereinigt. Sie geht wieder! In Atar füllen wir unsere Vorräte an Gemüse, Wasser, Diesel wieder auf. Robert beschließt nach Marokko zurückzufahren und wir machen uns auf den Weg zum nächsten Trip mit Toni.