Mauretanien Salam aleikum

Der Grenzübertritt zwischen Marokko und Mauretanien ist spannend. Es ist bereits 17.25 Uhr, als wir an die marokkanische Grenzstation heranfahren. Mal sehn, ob sie uns noch hinüber lassen?!? Ausreiseformalitäten wie üblich: Polizei, Zoll und Militär. Kurz vor 18 Uhr fahren wir durch das mehrere Kilometer breite Niemandsland, welches voller Minen sein soll. Auf keinen Fall die Fahrspuren verlassen, heißt es. Was uns allerdings erwartet, erstaunt uns sehr. Ein reges Treiben herrscht zwischen Marokko und Mauretanien: es geht um Autos. Zig Fahrzeuge in allen erdenklichen Zuständen. Hauptsächlich aber zwischen ausgebeinte Rohkarosse bis total verbeult, aber noch fahrbereit. Das ist ein Marktplatz, hier können Mauretanier Fahrzeuge kaufen und sie dann importieren. So manches Fahrzeug scheint zurück gelassen worden zu sein. Import lohnt nicht! Der Grenzposten von Mauretanien unterscheidet sich vom marokkanischen sehr. Wir haben natürlich nicht fotografiert (dafür kann man eingesperrt werden), aber ich erinnere mich genau an Katharinas staunende Augen. Der erste Eindruck war martialisch und abweisend. 45 Minuten später saßen wir jedoch am Schreibtisch des Autoversicherungsmannes (40 € für 3 Monate), zehn Meter hinter dem Schlagbaum der mauretanischen Grenze. Das Tageslicht hat sogar noch gereicht, um ins 50 km entfernte Nouadhibou zu gelangen. Die Campingplatzsuche erfolgte allerdings im Scheinwerferlicht hunderter verbeulter 190 d Taxis. Hier ereilte uns ein weiteres Mal die Erkenntnis: Marokko hat nichts mit Afrika zu tun! Mauretanien schon! Nouadhibou ist so fade, so nichtssagend, dass es schon wieder interessant ist. Die einzigen Farben in Nouadhibou sind diese. Mit dem Besitzer dieses Ladens hatten wir einen kleinen Plausch, hier gibt es Autoersatzteile 🙂 Ebenso wie mit diesen Herrschaften: Das sind Profis, die mit LKWs aus den 60er Jahren 25 Tonnen Getreide über Wüstenpisten kutschieren. Leider kam aufgrund der Sprachbarriere kein längeres Gespräch zustande, hier wäre ich gerne länger sitzen geblieben. Die Jungs haben bestimmt einige Geschichten auf Lager. Wir nehmen uns Zeit zum Ankommen. Wir müssen Bargeld organisieren, eventuell Internet und Telefonkarte und wollen weitere Pläne schmieden: in den Nationalpark ans Meer oder in die Wüste. Beides sind anspruchsvolle, relativ abgelegene Pisten und bedürfen gewisser Vorbereitung. Beim Besorgen der Simkarte für unser 3G Modem (Internet für Computer) ereilt uns die Willkürlichkeit, mit der das afrikanische Leben manchmal von statten geht. Wir kaufen eine Simkarte, bei der eine Woche Internet Prepaid im Preis enthalten ist und es kommt eine Sms: Ihr Guthaben ist Null Ouguiya (391 Ougiya = 1 Euro), bitte laden sie auf. Wir fragen beim Händler nach und bekommen zur Antwort: „Ja, manchmal gehts, manchmal nicht!“ Wir reklamieren, aber nix zu machen. Wir machen einen Ausflug ans Cap Blanc. Die Gewässer um Nouadhibou sind voll mit Schiffswracks. Das Größte, auf dem Foto, liegt direkt im Nationalpark Cap Blanc. Dort befindet sich eine der letzten Mönchsrobbenkolonien der Welt. Um den Nationalpark zu betreten, muss man pro Person einen Eintritt von fast 4 Euro bezahlen. Das war uns dann doch zu viel. Zumal es kühl war und ein scharfer Wind uns den Sand gerade so um die Ohren blies. Wir sind einfach ein wenig weitergefahren am Cap und haben eine Piste zum Strand gefunden, wo wir ohne Bezahlen die Wracks anschauen konnten. Die Kühle und der Wind an der Küste waren es letztlich auch, die uns die Entscheidung leicht gemacht haben: Wir fahren in die Wüste! Die Piste ins Landesinnere folgt über 400 km der Bahnlinie, mit der eines der wenigen Exportgüter Mauretaniens, Eisenerz, von der Mine in den Hafen Nouadhibous transportiert wird. Die Piste ist sandig, windig, einsam, schnurgerade, topfeben. Ein Verfahren ist schwierig, die Bahnlinie nicht zu übersehen. Auch hier gilt, immer schön südlich der Gleise bleiben. Nördlich davon verläuft die Grenze zur Westsahara und diese ist vermint. Dieser Zug gilt als einer der längsten/schwersten der Welt.
Es gibt sogar Dörfer. So sehen diese aus. Die Sicht ist teilweise sehr schlecht. Der Himmel und der Horizont verschleiert. Es ist SEHR windig und sandig. Das ist übrigens die Piste. Wir kehren jeden Abend 1 Kilo Sand aus dem Auto.

Je weiter die Piste voranschreitet, desto interessanter werden die Steine. Wir finden direkt neben einander im Abstand von 50 Meter riesige, pechschwarze Steinplatten, tonnenschwere weiße Kristalle und blaue Steine.


Wie immer lassen wir uns viel Zeit und brauchen für diese Piste dreimal so lange wie fixe Zeitgenossen. Die Hitze des Tages, der brüllende Wind, die vielen Sandkörner überall (Augen, Ohren, Nase), der Abend nimmt alles und tauscht es gegen Stille, sanfte Brise und angenehme Wärme. Es ist, wie wenn man sich die Wüste verdienen muss. Wir werden zum Sonnenaufgang wach in absoluter Stille. Es ist angenehm warm. Die Wüste umgibt uns mit Sanftheit und Pastellfarben. In wenigen Stunden verwandelt sich alles in gleißendes Licht, Hitze, Wind und fliegende Sandkörner. Eine Umgebung, die keine Fehler verzeiht.
Im nächsten Reisebericht treffen wir den König und die Königin der Steine.