Kurzum und schnell entschlossen sind wir für die nächste Tour mit Edgar verabredet. Edgar ist unser Joker aus der Schweiz, denn er hat uns ohne mit der Wimper zu zucken neue Radlager für hinten aus der Schweiz mitgebracht. Er ist mit seinem Fahrzeug für die nächsten Wochen in Mauretanien und im Senegal unterwegs. Eines seiner nächsten Ziele ist im Norden von Mauretanien, besser gesagt in der Westsahara. Ein Flugzeug ist im Jahre 1994 in der Westsahara abgestürzt und das Wrack davon kann man mit ein wenig Aufwand besichtigen. Es waren 19 Leute an Bord des Pelikan 1716, alle gerettet von der Polisario Front. Also man muss sich das so vorstellen: ein Grenzübertritt ohne Grenzstation ist grundsätzlich nicht erlaubt. Das Flugzeug liegt aber nicht auf mauretanischer Seite, sondern in der Westsahara. Die Westsahara ist die letzte Kolonie Afrikas. Die Saharawis sind die Uhreinwohner Westsaharas. Die Frente Polisario ist ihre politische und militärische Befreiungsfront, die nach Unabhaengigkeit strebt. Seit über 35 Jahren. Jeder Polisario Mitglied ist ein Saharawi, obwohl vielleicht nicht jeder Saharawi Polisario Mitglied ist. Also alles sehr kompliziert, aber eine Besichtigung des Flugzeugs ist doch tatsächlich möglich. Denn wir sind ja Touristen! Wir fahren von Atar aus mit drei Autos. Edgar, Hamsa und wir sind bei der Tour dabei. Hamsa ist Mauretanier und hilft uns bei den Verhandlungen mit der Gendarmerie. Fderik ist unser Ziel im Norden von Mauretanien. Dort werden weitere Schritte organisiert, um in die Westsahara einreisen zu können. Die Fahrt dorthin war reichlich unspektakulär. Entlang auf vorgefahrenen Pisten und im Grunde immer geradeaus. Flach, topfeben und flott waren wir unterwegs. Wir dürfen die Wartezeit bis zur Flugzeugbesichtigung in einer mauretanischen Familie verbringen. In der Familie gab es eine ganz junge Mama (28 Jahre) mit einem 5 Jahre alten Mädchen, einem 3 Jahre alten Jungen und einem 3 Monate altem Baby. Die mauretanischen Frauen und auch Männer sind immer ganz enttäuscht, wenn man auf die Frage „Und habt ihr Kinder?“, antwortet „Nein, noch nicht!“ Wir erklären dann immer, dass die Frauen in Europa erst später Kinder bekommen. Im Laufe des Nachmittags hat sich fast ein ganzer Kinderhort im kleinen Hof und in den beiden Zimmer angesammelt. Der Papa war nur kurz mal zu sehen und die Mama hat mehrmals Essen aufgestischt und uns bestens versorgt. Hier ein paar Eindrücke davon:
Uns wird versprochen, dass am nächsten Morgen um 8 Uhr die Flugzeugbesichtigung losgeht. Und tatsächlich fahren wir bereits um 9 Uhr Richtung Westen zur Grenze zwischen Mauretanien und der Westsahara. Dort werden wir von den mauretanischen Polizisten übergeben. Ein Stück müssen wir alleine fahren bis zum Grenzposten der Polisarios. Dort steht mitten in der Wüste ein Häuschen und mit Autoreifen und Steinen ist eine Weg abgegrenzt. Fotografieren ist hier natürlich strengstens verboten. Wir warten zunächst. Ein Polisario-Grenzpolizist kommt und unsere Pässe werden verlangt und mit ins Grenzhäuschen genommen. Nach etwa 3 Stunden Wartezeit und mehreren Gesprächen mit unterschiedlichen anscheinend wichtigen Personen. Bringt uns ein Auto von den Polisarios zum Flugzeug. Dort besichtigen wir das Wrack und werden anschließend zum Tee eingeladen.Über das Flugzeug erfahren wir nicht allzu viel. Nur dass es 1994 abgestürzt ist, niemand der Insassen umgekommen ist und dass das Flugzeug auf dem Weg von Europa nach Afrika war. Hier noch ein paar Fotos vom Flugzeug. Nach etwa einer Stunde gehts wieder zurück nach Mauretanien. Wir beschließen noch eine Nacht in Fderik zu bleiben und am nächsten Morgen zeitig wieder nach Atar aufzubrechen. Die Fahrt zurück war wiederum unspektakulär. Immer gerade aus, mal die Spur (Piste) wechseln und da Hamsa vorausfährt, müssen wir nur hinterher brettern. In Atar angekommen machen wir uns nach einem Tag Pause an die Radlager hinten und checken sonst noch die inneren und äußeren Umstände von unserem Bus. Alles soweit gut! Nach ein paar Tagen Regeneration und Auffüllen aller Vorräte machen wir uns an unsere alleinige Tour also ohne zweites Fahrzeug! Es geht nach Ghallaouiya…
Vielen Dank an Hamsa und Edgar, dass wir mit euch auf diese abenteuerliche Tour mitfahren durften!